Jeder kennt das Bild: Eine zierliche Thailänderin turnt einem leichtfüßig auf dem Rücken herum. Das ist kein Klischee, sondern die Praxis einer traditionellen Thai Massage. Nach dieser körperlichen Anstrengung wartet eine Belohnung — ein Körpergefühl, wie neu geboren.
Entspannend — Aber sicher keine Streicheleinheiten
Thai Massage ist eine Dehnungsmassage. Sie ist eine Kombination aus Akupressur, Yoga und klassischer Ganzkörpermassage. Ihr Ursprung liegt im Ayurveda. Mit ihm teilt sie die Überzeugung, dass der Körper von einem Netz aus Energielinien, den Nadis, durchzogen ist. Krankheit entsteht, wenn die Energie im Körpersystem stockt. Entlang dieser Energielinien wird verstärkt „massiert“.
Dabei wird nicht nur dem physischen Körper durch “kneten” Aufmerksamkeit geschenkt, sondern der Massagetherapeut widmet sich ausführlich dem energetischen Körper des Menschen. Zugang dazu erhält er über speziell festgelegte Energiepunkte und Reflexzonen. Sie erfahren während der Massage eine intensive Behandlung. Dabei geht der Masseur auch schon mal etwas zur Sache: er dehnt, zieht, streckt, verbiegt, reibt, drückt, zupft oder klopft. Ein professionell ausgebildeter Masseur respektiert aber immer die Schmerzgrenze des Klienten.
Mit „Pflug und Kobra“ ins passive Yoga — Thaimassage kann echte körperliche Arbeit bedeuten und im Nachhinein Muskelkater verursachen. Man wird während der Massage ausgiebig gestreckt und gedehnt. Darauf sollte man vorbereitet sein und sich auf die (Yoga)-Positionen einlassen, die man allein schwer erreichen könnte. Ein Beispiel: In Bauchlage werden Arme und Beine sachte nach hinten und oben gezogen.
Massage ohne Hilfsmittel?
Auch wenn die Masseure bei der traditionellen Thaimassage ohne Werkzeuge am Körper arbeiten, gibt es etwas worauf sie ungerne verzichten — den Massagebalsam. Eine Mischung aus Creme und Öl, die in einem Tiegel aufbewahrt wird. Er erinnert an Tiger Balm, ist aber von den Bestandteilen her nicht hautreizend und lässt sich leichter verteilen.
Was ist drin? Das kommt ganz auf das Behandlungsziel an. Es gibt Mischungen, die eher kühlend wirken und bei Verstauchungen und Zerrungen eingesetzt werden. Andere heizen richtig ein und wärmen die massierten Körperpartien zusätzlich nach. Typische Ingredienzien sind Kampfer und Patschuli. Wie alle ätherischen Öle wirken die Substanzen nicht nur über die Haut sondern auch über die Nase auf das limbische System im Gehirn und lösen Wohlbefinden aus.
Diese positiven Effekte kann man auch ohne professionelle Thai Massage nutzen. Mit unserem kostenlosen Praxisguide Kräuterstempel selber machen, können Sie ohne viel Aufwand Ihren eigenen Thai Massage Stempel herstellen. Der Stempel beinhaltet die selben heilenden Ingredienzien wie der Balsam, ist für den Laien jedoch einfacher herzustellen.
Wie wirkt die traditionelle Thai Massage?
Die thailändische Massage ist immer eine Ganzkörpermassage. Dahinter steht die Überzeugung, dass das gesamte System in Fluss gebracht werden muss. Eine isolierte Stimulation von Körperpartien, wie wir es aus der Krankengymnastik kennen, führt laut dieser Auffassung nicht zum erwünschten Ziel. Bei der Massage werden Muskulatur, Lymphe, Bindegewebe und Knochen angesprochen. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf Linderung von Schmerzen im Haltungsapparat und der Beruhigung des vegetativen Nervensystems.
Die Muskulatur wird gedehnt. Durch die verharrende Dehnung verbraucht der Körper mehr Sauerstoff und wird zu tieferer Atmung angeregt. Die Gelenke und Wirbel werden „geschmiert“. Die Körperhaltung, das Gleichgewicht und die Beweglichkeit werden nachhaltig verbessert. Durchblutung und Lymphfluss werden angeregt. Die Haut wird rosig und man fühlt sich wohlig warm und entspannt. Stresshormone werden abgebaut.
Ablauf einer Thai-Massagebehandlung
Ein vertrauensvolles Verhältnis zum Masseur ist wichtig. Bevor Sie einen Termin im passenden Studio vereinbaren, achten Sie bitte auf eine nachweisbare Qualifikation der Masseure und hohe Hygienestandards. Erotische Massagen haben mit der traditionellen thailändischen Massage nichts zu tun und sind ein Signal für Zweifelhaftigkeit des Angebots. Informieren Sie sich auch über die Dauer der angebotenen Massage. Gängig ist eine Zeitspanne von 60 bis 120 Minuten.
Ob der zu Massierende bekleidet bleibt oder nur im Slip behandelt wird, hängt vom Massagestudio ab. Der Raum ist wohl temperiert. Es wird auf einer Bodenmatte oder in größeren Studios in typischen Thai Massage-Betten massiert. Finden mehrere Massagen parallel in einem Raum statt, wird auf Privatsphäre geachtet, indem Vorhänge die Separees trennen.
Die Massage erfolgt nach einem immerwährenden Muster: Von unten nach oben. Erst werden die Beine bearbeitet, dann die Arme bis zum Kopf. Ein fester rhythmischer Druck entlang der „Körperbahnen“ aktiviert die Energiepunkte.
Voller Körpereinsatz: Der Masseur gebraucht seine Finger, Knöchel, Ellenbogen, Handballen, flache Hand, die Füße und sogar die Knie. Manchmal bekommt man sein volles Körpergewicht zu spüren, wenn er den eigenen Oberkörper über die gekreuzten Beine drückt. Gut, dass es sich meistens um leichte Thailänderinnen handelt, die massieren.
Zum Abschluss wird man zu einer kurzen Ruhephase eingeladen und bekommt einen Tee serviert.
Das Ergebnis: Der Körper ist beweglicher und fühlt sich wohlig warm an. Doch das ist nicht das Ende. Eine gute Thai Massage wirkt noch Tage später und kann sich in Form von Muskelkater äußern. Das ist kein Grund für Beunruhigung.
Für wen ist eine Thai Massage geeignet und welche Kontraindikationen gibt es?
Die Thaimassage ist für alle, die von einer Massage mehr erwarten als sanfte Streicheleinheiten, um abzuschalten. Mit ihrem holistischen Ansatz, kann sie bei einer Vielzahl von Beschwerden als Begleittherapie eingesetzt werden:
- Kopf- und Nackenschmerzen
- Schmerzen im Rücken (Brust- und Lendenwirbelsäule)
- Steife Schulter (frozen shoulder)
- Gelenkschmerzen (Hüfte, Knie, Schulter)
- Tinnitus
- Schlafstörungen
- Anregung des Stoffwechsels
- Übelkeit und Schwindel
- Verdauungsbeschwerden (Durchfälle und Verstopfung)
- Atemprobleme (auch bei Asthma)
- Depressionen
- Raschere Genesung nach Herzinfarkt und Schlaganfällen
Wie alle fernöstlichen Massagen ist sie eine tolle Prophylaxe, um das Immunsystem zu stärken. Eine monatliche Sitzung ist dafür ideal. Dennoch ist sie kein Allheilmittel. Bei folgenden Vorerkrankungen und Zuständen ist im Vorfeld ein Arzt zu befragen:
- Akute Verletzungen der Knochen, Sehnen und Muskulatur
- Offene Verletzungen, Wunden und großflächige Ekzeme
- Rheumatische Erkrankungen mit Entzündungen
- Venenleiden
- Schwere Herzerkrankungen
- Akute Infekte mit Fieber oder ansteckende Erkrankungen
- Kreislauf- und Blutdruckerkrankungen
- Osteoporose
Schwangere Frauen sollten auf eine Thaimassage verzichten.
Ursprünge der traditionellen thailändischen Massage
„Nuad Phaen Boran“, heißt übersetzt „uralte heilsame Berührung“ oder „Massage nach uraltem Muster“. Wie “uralt” die klassische thailändische Massage tatsächlich ist, lässt sich schwer sagen, aber ihren Ursprung hat sie in Indien.
Von dort gelangte sie in den südostasiatischen Raum. Manchen Quellen zur Folge entwickelte sie sich noch zu Lebzeiten Buddhas und geht auf den damaligen königlichen Leibarzt, namens Jivaka Kumar Bhaccha, zurück. Es wird gemunkelt, dass die buddhistischen Mönche die Massagetechnik selbst entwickelt haben, weil sie durch das stundenlange sitzen und meditieren Schmerzen und Verspannungen bekommen haben.
Ein zentrales Prinzip, dass auch die Masseure verinnerlichen sollten, ist die liebevolle Hingabe, die im Theravada Buddhismus auch Metta genannt wird. Sie ist die Grundlage einer heilsamen Thai Massage.
Mit der New Age Bewegung der 80er Jahre und der Erkenntnis, dass auch westliche Behandlungsmethoden an ihre Grenzen stoßen, ist die Thai Massage zu uns nach Europa gekommen und erfreut sich seither großer Beliebtheit.
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