Wer gesund sein will, muss leiden. Denn allzu zimperlich sollte man nicht sein, wenn man sich für eine Schröpftherapie entscheidet. Mit teilweise recht schmerzhaftem Unterdruck auf der Hautoberfläche wirkt dieses jahrtausende alte Heilverfahren unterschiedlichsten Krankheitsbildern bis tief in den Körper entgegen.
Erfahren Sie hier, wie das Schröpfen funktioniert, worauf man dabei achten sollte und welche medizinischen Theorien der Behandlungsmethode zugrunde liegen.
Was versteht man unter Schröpfen bzw. Schröpfmassage?
Beim Schröpfen handelt es sich um ein traditionelles Therapieverfahren, das vor allem in der Alternativmedizin eingesetzt wird. Die jahrtausende alte Massagetechnik zielt auf die Entgiftung des Körpers und soll so zur Behandlung unterschiedlichster Symptome beitragen.
Beim Schröpfen werden spezielle Schröpfgläser (auch Schröpfköpfe genannt) auf der Haut angebracht. Diese sollen durch Unterdruck die Durchblutung des Gewebes, sowie den Lymphfluss anregen und Schadstoffe aus dem Körper leiten. Dabei unterscheidet man zwischen drei Arten des Schröpfens.
Beim trockenen Schröpfen werden die Schröpfgläser ohne Vorbehandlung direkt auf der Haut angebracht. Hier bleiben sie für 10 bis 15 Minuten. Das trockene Schröpfen kommt vor allem bei kalten Gelosen (tastbare Veränderungen in der Unterhaut, die auf einen gestörten Blutfluss hindeuten) zum Einsatz. Durch das Schröpfen soll der Blutkreislauf angeregt und die Verhärtung gelöst werden.
Beim nassen bzw. blutigen Schröpfen erfolgt zuerst ein leichtes Anritzen der zu behandelnden Hautpartie. Anschließend werden die Schröpfgläser per Unterdruck aufgesetzt. Dieser zieht Blut und Gewebsflüssigkeit aus den Verletzungen, wodurch eine erhöhte Menge an Schadstoffen austritt.
Diese Art der Vakuum-Behandlung wird auch mit dem Aderlass verglichen und dauert etwa 10 bis 20 Minuten (bis das Glas zu einem Drittel gefüllt ist). Das Nass-Schröpfen wird bei prall gefüllten, heißen Gelosen (sind auch oberflächlich tastbar) verwendet und zielt auf die Entlastung des Gewebes und der umgebenden Muskulatur.
Die Schröpfmassage (auch Schröpfkopfmassage oder vereinzelt russische Massage genannt) unterscheidet sich von den beiden vorherigen Formen des Schröpfens dadurch, dass meist nur ein einziges Schröpfglas verwendet wird.
Dieses wird nicht fest an einer Stelle angebracht, sondern auf einer vorher eingeölten Hautpartie hin und her bewegt. An besonders stark verhärteten Stellen lässt man das Schröpfglas etwas länger verweilen. Eine solche Rückenmassage per Unterdruck dauert zwischen 20 bis 30 Minuten und kann je nach Verspannungsgrad in ihrer Intensität angepasst werden.
Das Schröpfen wird oft mit der Reflexzonentherapie verbunden. Dann werden die Schröpfgläser direkt auf den head’schen Reflexzonen am Rücken des Patienten angebracht.
Dem zugrunde liegt die Annahme, dass die verschiedenen Hautzonen in direktem Austausch mit bestimmten Organen bzw. Körperregionen stehen. Durch eine Reflexzonenmassage sollen diese beeinflusst und lokale Erkrankungen geheilt werden.
Welche Beschwerden können durch das Schröpfen behandelt werden?
Die Schröpftherapie kommt bei ganz unterschiedlichen Krankheitsbildern zum Einsatz, da sie zu einer allgemeinen Entgiftung und anschließenden Entspannung des Körpers führen soll. Im Zuge der Behandlung werden Stoffwechsel und Durchblutung angeregt, was sich bis auf die inneren Organe auswirken kann.
Kopfschmerzen, Migräne, Verspannungen und Durchblutungsstörungen können durch die Lockerung verhärteter Muskulatur gelindert werden. Das gleiche gilt für Erkältungskrankheiten bis hin zu Bronchitis. Auch das Hautbild kann mithilfe einer Vakuum-Behandlung verbessert werden.
Hinzu kommen eine Reihe weiterer Krankheitsbilder, die durch das Schröpfen gebessert werden können. Diese reichen von Asthma, über Herz‑, Leber- und Nierenerkrankungen, bis hin zu chronischen Entzündungen und Unfruchtbarkeit. Auch Verdauungsstörungen und Verkrampfungen können statt mit einer klassischen Bauchmassage mit einer Schröpfmassage behandelt werden.



Wie funktioniert das schröpfen?
Im Vorfeld der eigentlichen Schröpftherapie sollte ein medizinischer Tastbefund erfolgen, bei dem muskuläre Verhärtungen ertastet werden. Je nach Therapieverfahren können die zu behandelnden Stellen auch mithilfe der Reflexzonen ausgewählt werden.
Anschließend wird in mehreren (in der Regel 6 bis 10) Schröpfgläsern hintereinander auf die Haut des Patienten aufgesetzt. Das klassische Schröpfen bedient sich eines Wattebauschs oder Baumwollstoffs. Dieser wird in den Schröpfgläsern angezündet, wodurch der Sauerstoff im Inneren der Gläser aufgebraucht und ein Unterdruck erzeugt wird.
Alternativ besteht die Möglichkeit, sich einer speziellen Absaugvorrichtung zu bedienen. In unserem kostenlosen Video, können Sie sich den Ablauf genau anschauen.
Durch den Unterdruck wird die Haut angesaugt, wodurch eine Wölbung entsteht. Erfolgt der Unterdruck mithilfe eines Schröpfglases mit Absaugvorrichtung, gibt es zwei Varianten der Anwendung.
Entweder wird der Unterdruck durch Zusammendrücken und gleichzeitiges Aufsetzen auf die Haut erzeugt (Gummiball) oder er erfolgt durch eine an den Schröpfgläsern angebrachte Pumpe (Vakuumpistole). Ist letzteres der Fall, kann das Glas bereits vorher aufgesetzt und während der Behandlung nachjustiert werden.
Im Zuge der Behandlung bleiben die Schröpfgläser entweder fest an bestimmten Stellen oder werden auf der vorher eingeölten Haut hin und her bewegt. Ist letzteres der Fall, kommen generell Schröpfgläser mit Vakuumpistole zur Anwendung.
Aus der angewandten Methode leitet sich somit bereits die Auswahl der Schröpfgläser ab. Für den Einstieg und Heimgebrauch empfehlen wir das 12-teilige Set mit Vakuumpumpe der Firma PURAVA®.
Nach dem Entfernen der Schröpfgläser werden, ähnlich der klassischen Lymphdrainage, gelöste Schlackstoffe durch Streichungen per Hand in Richtung Lymphknoten geführt, damit sie schnellstmöglich vom Körper abgebaut werden können.
An den entstandenen Blutergüssen lässt sich nach chinesischer Lehre ein Krankheitsbild ablesen, da auch sie, wie die Reflexzonentherapie, von einer Korrelation von Hautpartie und innerem Organ ausgeht. Je stärker es zu einer Hautverfärbung kommt, umso mehr Giftstoffe konnten gelöst werden.
Worauf sollte man beim Schröpfen achten?
Wichtig ist, zu wissen, dass es sich beim Schröpfen nicht um ein wissenschaftlich anerkanntes Therapieverfahren handelt. Deshalb werden die Kosten von den meisten Krankenkassen nicht übernommen.
Auch wenn die Schröpftherapie als nebenwirkungsarm gilt, ist bei einigen Krankheitsbildern von einer Behandlung abzuraten. Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben oder an schweren Herzerkrankungen leiden, sollten auf das Schröpfen verzichten.
Während der Schwangerschaft und in der Menstruationszeit ist ebenso vom Schröpfen abzuraten. Auch bei Bluthochdruck oder Gerinnungsstörungen sowie nach der Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten sollte man das Schröpfen vermeiden. Das gleiche gilt bei Entzündungen oder allergischen Reaktionen im zu behandelnden Hautbereich, nach einer Strahlentherapie sowie während des Heilungsprozesses nach einer Operation.
Bei der Behandlung mit Unterdruck muss vom Auftreten von Hämatomen ausgegangen werden. Auch die Bildung von Blasen ist bei intensiver Anwendung nicht auszuschließen. Durch das blutige Schröpfen können kleine Narben entstehen. Zudem besteht ein gewisses Infektionsrisiko, wenn die eingeritzten Stellen nicht ordentlich desinfiziert werden.
Wo wurde das Schröpfen entwickelt?
Erste Hinweise auf die Heilmethode des Schröpfens finden sich um 3300 v. Chr. in Mesopotamien. Auch die griechische Antike, das ägyptische Altertum und die indische Ayurveda-Lehre kennen das Schröpfen seit vielen hundert Jahren.
Den Hintergrund der Anwendung bildete seit Anbeginn die Humoralpathologie, bei der Erkrankungen auf die Entmischung von körperinternen Säften zurückgeführt wurden. Dieses Ungleichgewicht sollte mithilfe eines Aderlasses durch Nass-Schröpfen wieder ausgeglichen werden.
Auch den alten Chinesen war eine Form der Schröpfmassage bekannt. Dieser lag die Annahme einer Stagnation des Blutes und des Qi zugrunde.
Fazit
Beim Schröpfen handelt es sich um ein alt bewährtes Heilverfahren, mit dem man unterschiedlichste Krankheitsbilder behandeln kann. Ob und in welcher Form die Schröpftherapie für Sie infrage kommt, sollten Sie am besten mit einem professionellen Heilpraktiker besprechen.
Wie Sie das Schröpfen selbst vornehmen können, erfahren Sie in unserer kostenlosen Video-Anleitung.
Gratis Videoanleitung