Schwellungen sind unangenehm. Die Kleidung sitzt enger, die betroffenen Körperregionen lassen sich schlechter bewegen und sie können Schmerzen. Wer schon einmal darunter gelitten hat, weiß, dass man diese so schnell wie möglich wieder loswerden möchte.
Aus diesem Grund wurde Anfang der 1930er Jahre die Lymphdrainage entwickelt. Eine Form der Massage, die darauf abzielt, Schwellungen zu lindern. Doch was hat es mit dieser Therapieform auf sich? Wie wirkt sie und was müssen Sie bei der Anwendung beachten? Hier gibt es den kompakten Überblick.
Was ist eine Lymphdrainage?
Um diesen Begriff erklären zu können, müssen wir unter die Haut gehen. Dort befindet sich das Lymphsystem. Ein filigranes Netzwerk aus Lymphgefäßen, ‑bahnen und ‑knoten. Die Aufgabe dieses Konstrukts ist es überschüssiges Wasser aus dem Bindegewebe zu transportieren.
Außerdem werden Zellen durch diesen Fluss mit Nährstoffen und Fetten versorgt und unerwünschte Bakterien, Viren oder Schadstoffe in die körperinternen Kläranlagen — die Lymphknoten — gebracht und entsorgt. Das Lymphsystem könnte man auch als sanitäres System des Körpers bezeichnen.
Funktioniert es einwandfrei, erregt es keine Aufmerksamkeit. Komplikationen im System können jedoch zu Stauungen führen. Diese Wassereinlagerungen machen sich als Schwellung — auch Ödem genannt — bemerkbar. Ödeme können genetisch, durch Fehlbildungen im Lymphsystem entstehen. Oder, was häufiger der Fall ist, durch Verletzungen und nach Operationen ausgelöst werden.
Meist verursachen intensive Behandlungen wie die Entfernung eines Tumors die Beschädigung von Lymphknoten bzw. ‑gefäßen. Durch das Fehlen der Lymphknoten, kann das Wasser nur langsam abfließen. Lymphflüssigkeit staut sich.
Da der Körper Mühe hat diese Stauungen zu lösen, ist es ratsam, ihm von außen zu helfen.
Hier kommt die manuelle Lymphdrainage ins Spiel. Durch gezielte Griffe und kreisförmige Bewegungen mit den Händen wird der Fluss wiederhergestellt. Das überschüssige Wasser wird aus dem Gewebe geleitet und das Ödem klingt langsam wieder ab.
Wie wirkt eine manuelle Lymphdrainage?
In erster Linie hat die Lymphdrainage eine heilende Wirkung. Durch gezielte Bewegungen wird der Lymphfluss animiert. Folglich kommt es zu einer Entstauung. Die durch den Druck des Ödems entstandenen Schmerzen klingen ab.
Die Anregung des Lymphflusses bringt wohltuende Nebeneffekte mit sich. Es lindert Stress, stärkt das Immunsystem und fördert die Verdauung. Da der Heilungsprozess durch diese Therapie beschleunigt wird, kann fallweise, die Einnahme von Schmerzmitteln reduziert werden.
Neben der Behandlung von Ödemen, spielt die Lymphdrainage auch in der Dermatologie eine wichtige Rolle. Mit einer Anwendung der Lymphdrainage im Gesicht kann Akne behandelt werden; auch bei Narben findet sie Anwendung.
Die Lymphdrainage ist nicht zu verwechseln mit der Bindegewebsmassage. Letztere hat eine durchblutungsfördernde, während die Lymphdrainage eine entstauende Wirkung hat.
Die Vorgehensweise unterscheidet sich auch stark von der klassischen Massage. Durch die hohe Sensibilität des Lymphsystems ist ein “kräftiges Durchkneten” strengstens untersagt. Wird zu grob vorgegangen, kann dies den Heilungsprozess beeinträchtigen. Sanfte Bewegungen und Griffe sind der Weg zum Erfolg.




Wie läuft die Lymphdrainage ab?
Die Lymphdrainage beginnt nie direkt an der betroffenen Körperstelle. Denn um den Lymphfluss optimal anzuregen, werden zuerst die intakten Lymphregionen massiert. Je nach betroffenem Körperteil ist der Ausgangspunkt ein anderer.
Der Großteil der Massagen beginnt mit behutsamen Griffen rund um die Lymphknoten im Hals- und Schlüsselbeinbereich. Von dort arbeitet man sich über den Rumpf zur betroffenen Körperstelle vor. Bei einem Ödem am Arm kann bei der Achsel, bei Schwellungen am Bein in der Leistengegend begonnen werden.
Die manuelle Lymphdrainage umfasst insgesamt vier Grundgriffe: stehender Kreis, Pump‑, Schöpf- und Drehgriff. Je nach Leiden werden diese abwechselnd bzw. in unterschiedlichen Kombinationen eingesetzt. Wichtig ist, dass diese sowohl mit niedrigem Druck als auch geringer Frequenz ausgeführt werden. Abhängig von der betroffenen Körperregion können zusätzliche Griffarten zum Einsatz kommen.
Für eine Lymphdrainage sollte man sich Zeit nehmen. Durch den ganzheitlichen Prozess dauern Sitzungen zwischen 45 und 60 Minuten. Ist die Massage beendet, werden die betroffenen Körperregionen mit Kompressionsbandagen bzw. ‑strümpfen fest eingewickelt. Die Maßnahme verhindert den Rückfluss des Ödems. Durch die hohe Beanspruchung des Körpers sind Ermüdungserscheinungen nach der Lymphdrainage normal.
Wie bereits erwähnt, erfordert diese Massageart eine hohes Maß an Sensibilität. Aus diesem Grund ist es ratsam, sie von einem professionell ausgebildeten Therapeuten ausführen zu lassen.
Unterstützende Maßnahmen können jedoch selbstständig ergriffen werden. Es gibt spezielle Vakuum Massagegeräte für den Heimbedarf. So können Sie vom Gesicht bis zu den Waden alle Körperbereiche selbst massieren.
Wunder für den Lymphfluss bewirkt auch eine Bürstenmassage. Durch ihre vitalisierende Wirkung regt sie diesen an. Eine kostenlose Anleitung für die optimale Durchführung finden Sie hier.
Welche Beschwerden die Lymphdrainage lindert und welche Kontraindikationen bestehen
Die Lymphdrainage dient primär der Behandlung von Ödemen. Personen die von Wassereinlagerungen betroffen sind, kommen um diese Therapieform nicht herum.
Auch Schwangerschaftsödeme können damit behandelt werden. Diese Schwellungen entstehen meist im letzten Drittel der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt und klingen im Normalfall von selbst wieder ab. Lymphmassagen können die damit verbundenen Schmerzen gut lindern. Während der Schwangerschaft ist von einer Lymphdrainage direkt am Bauch abzuraten.
Eine dämmende Wirkung zeigt die Lymphdrainage bei einer chronischen Fettverteilungsstörung — auch Lipolymphödem genannt. Bei dieser Erkrankung vermehren sich die Fettzellen unkontrolliert in gewissen Körperregionen. Die Ursache kann mit der Massage nicht bekämpft werden, jedoch hat sie einen hemmenden Effekt.
Weitere Einsatzgebiete der Lymphdrainage sind:
- Wiederherstellung der Mobilität bei Muskelfaserrissen, Zerrungen oder Verstauchungen
- Venenschwäche
- Gewebeverletzungen
- Verbrennungen
- Schleudertrauma
- Atemwegserkrankungen mit starker Verschleimung
- Nervenschmerzen
- bestimmte Formen der Migräne
Da es sich bei dem Lymphsystem um einen sensiblen Bereich im Körper handelt, ist diese Therapieform nicht für Jedermann geeignet. Bei folgenden Fällen sollte auf eine Lymphdrainage verzichtet werden:
- akute Infektionen und bei Fieber
- akute Thrombose
- Blutgerinnungsstörungen
- Herzschwäche
- Tumoren (primär bösartige)
- jede Form akuter Hautinfektion oder Ekzem
Wer unter niedrigem Blutdruck leidet, kann in den Genuss dieser Massageform kommen, sollte jedoch darauf achten, dass die Behandlungszeiten kürzer als regulär ausfallen.
Historischer Hintergrund und Entwicklung
Fällt das Wort Cote d’Azur, denkt man aller Wahrscheinlichkeit nach an Palmen, Sonne und Strand. Doch haben Sie gewusst, dass dies auch der Geburtsort der Lymphdrainage ist?
Zumindest so, wie wir sie heute kennen. Denn eigentlich wurden Ansätze dieser Therapieform schon Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt. Professor Alexander von Winiwarter behauptete, dass durch Hochlagerung der Gliedmaßen und der Massage des Lymphsystems, Ödeme behandelt werden könnten. Anscheinend war diese Idee zu revolutionär für ihre Zeit und sie geriet wieder in Vergessenheit.
In den 1930ern, wurde dieses Wissen wiederentdeckt. Zu diesem Zeitpunkt verdiente sich der gelernte Masseur Emil Vodder auf der Cote d’Azur sein Geld. Da sich viele seiner Klienten über geschwollene Halslymphknoten beklagten, entschied sich der gebürtige Däne die betroffenen Körperstellen zu massieren.
Entgegen herrschender Lehrmeinung, hatte Herr Vodder mit seiner Methode Erfolg. Die manuelle Lymphdrainage war geboren.
Trotz der Heilerfolge fand die Technik keine Anerkennung bei Ärzten und Wissenschaftlern. Die nächsten 30 Jahre arbeiteten Emil Vodder und seine Frau, Estrid, intensiv daran die Vorzüge der Lymphdrainage publik zu machen. Sie hielten Vorträge, veröffentlichten Artikel in namhaften Publikationen und gaben Kurse.
Anfang der 1960er kam der Durchbruch. Eine Begegnung mit dem Arzt Johannes Asdonk brachte die Wende. Dieser war von der Therapieform von Emil Vodder angetan. Dank der Überzeugungsarbeit des deutschen Mediziners gewann die Lymphdrainage an Anerkennung und Popularität. Heutzutage ist sie eine anerkannte Massageform und ist aus dem Angebot von physiotherapeutischen Praxen nicht mehr weg zu denken.
Fazit
Wer einen angenehmen Weg sucht, Ödeme zu behandeln, der ist mit einer Lymphdrainage gut beraten. Die entstauende Wirkung löst Spannungen; das Lindern der Schmerzen steigert das Wohlgefühl der Betroffenen.
Es ist ein langwieriger Weg, der sich aber definitiv lohnt. Wenn Sie noch heute etwas für sich tun möchten, laden wir Sie ein unsere kostenlose Anleitung für eine vitalisierende Bürstenmassage herunterzuladen. Sie bewirkt wahre Wunder für Ihr Lymphsystem.
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