Hot Stone oder Warmstein Massage klingt modern, ist aber Jahrtausende alt. In allen Erdteilen haben sich unabhängig voneinander, ähnliche Techniken zur Behandlung von Muskelverspannungen und Krankheiten, mit vorgewärmten Steinen entwickelt. Besonders gut dokumentiert ist die Verwendung im Rahmen der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin). Bis heute hat sich dort die Erwärmung von Energiepunkten (Akupressur) und Energiebahnen (Meridianen) durch Moxibustion erhalten. Den Ursprung bilden die heißen Steine.
Entspannung Pur
Hot Stone wurde Anfang der 90er Jahre in Arizona (USA) wiederentdeckt und hat einen veritablen Wellnessboom ausgelöst. Der Hot Stone oder La Stone Massage liegen uralte Heilprinzipien zugrunde.
Es ist eine Kombination aus Thermotherapie, Massage und Energiearbeit, die zum Ziel hat, das seelische Gleichgewicht herzustellen und die körpereigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Während der Therapeut bei anderen Massagetechniken, einen Bereich nach dem anderen behandelt, kann der Entspannungseffekt bei Hot Stone verstärkt werden, indem ein wärmender Stein auf einer bereits massierten Stelle nachwirkt.
Besondere Tiefenwirkung wird durch die Verwendung von therapeutischen Aromaölen erzielt, die genau an die Bedürfnisse des Klienten angepasst werden.
Wer bereits Erfahrung mit Massagen hat und die Hot Stone Massage zu Hause ausprobieren möchte, kann sich hier eine Liste mit den wichtigsten Utensilien und eine kurze Anleitung für vier Grundtechniken herunterladen.
Was hat es mit den heißen Steinen auf sich?
Steine sind keine tote Materie. Jeder Stein ist einzigartig und besitzt besondere Eigenschaften. Schamanen rund um den Globus machten sich diese Kräfte zu Nutze und banden die Steine in ihre Rituale mit ein. Anhänger der Yoni Eggs schwören auf die heilenden Kräfte von Halbedelsteinen zur Auflösung von Traumata im weiblichen Schoß.
Bei der Warmsteinmassage kommen glatt geschliffene, ovale, warme Basaltsteine in unterschiedlichen Größen und Gewichtsklassen (zwischen wenigen Gramm bis zwei Kilogramm) zum Einsatz.
Basalt ist ein Vulkangestein und eignet sich hervorragend zur Speicherung von Wärme. Einen Kontrapunkt können eisgekühlte Marmorsteine oder Kugeln setzen. Sie werden nicht von allen Therapeuten eingesetzt und müssen zuvor auf ‑10°C bis ‑5°C gekühlt werden.
Marmor ist ein weiches Gestein und bildet in der Haptik einen Kontrast zum harten Basaltgestein. Manche Therapeuten verwenden auch Flusssteine, die durch die Strömung besonders weich abgerundet wurden.
Die Steine werden in einem speziellen Wasserbad auf bis zu 60°C erwärmt und kommen während der Massage gemäß ihrer Form und ihres Gewichtes nach und nach um Einsatz.
Massiert wird mit den Händen und Steinen. Die Steine ersetzen die Hände, um noch tiefer ins Gewebe vorzudringen. Längliche Steine können, wie ein Stab, punktuelle Stimulierung ausüben und hartnäckige Verspannungen auflösen.
Bis zu 40 Steine werden für eine Session eingesetzt. Die Größe der Massagesteine richtet sich nach der Größe der Muskelgruppen und wird an die Massagetechnik angepasst.
Sogenannte Layout oder Legesteine werden unter dem Körper platziert. Sie durchwärmen während der gesamten Zeit die Bauchseite. Sie sind besonders flach und groß.
Runde handteller große Steine werden für den Rücken verwendet; kleine Steine gerne in die Handflächen gelegt. Winzige, nur wenige Gramm schwere Steine können zwischen die Zehen gesetzt werden. Zusätzlich gibt es ovale Faustkeil ähnliche Steine, die als Werkzeug bei tiefsitzenden Verspannungen dienen.
Ein umfangreiches Einsteiger-Set bietet die Firma MassageMaster an. Neben dem Wärmegerät mit digitaler Temperaturanzeige umfasst das Set 27 Steine in fünf Größen und deckt damit alle Körperbereiche ab.
Ablauf einer Hot Stone Massage
Eine professionelle Hot Stone Massage dauert 60 bis 90 Minuten. Der Therapeut muss über gute anatomische Kenntnisse verfügen. Um ein optimales Erlebnis zu erzielen, sollte eine Nachruhezeit von mindestens 30 Minuten eingeplant werden. Hot Stone ist keine schnelle Massage für zwischendurch.
Der Klient ist nackt und wird den größten Teil der Zeit in Bauchlage behandelt. In einem ersten Schritt wird der gesamte Rücken mit nährendem Mandelöl eingeölt. Diese erste Massage wärmt den Körper vor, um ihn vor einem Hitzeschock mit den heißen Steinen zu schützen.
Es gibt verschiedene Varianten. Manche Therapeuten platzieren zu Beginn der Massage den Sakralstein, einen großen schweren Stein, auf dem Kreuzbein und widmen sich dann einer Rückenmassage.
Dieser Bereich gilt in der ayurvedischen Tradition als Basischakra (Sakralchakra) und von dort schlängelt sich Kundalini (die Lebensenergie) die Wirbelsäule hinauf bis sie durch das Kronenchakra auf unserem Scheitel die Verbindung zum Göttlichen hergestellt. Diese Zone gilt als besonders heilig.
Die flachen Layoutsteine werden derweil sachte unter den Bauch geschoben oder liegen bereits unter einer Auflage am richtigen Platz. Sie verbleiben bis zum Ende der Massage an ihrem Ort. So werden auch tiefer liegende Regionen gelockert und es stellt sich rasch die gewünschte Entspannung ein.
Auf der Körpervorderseite und auf dem Rücken verlaufen fast alle wichtigen Meridiane mit Verbindung zu unseren Organen. Entlang dieser Energieleitbahnen bewegt sich die Massage und die Auflage der warmen Steine. Die Steine kommen nie direkt auf der sensiblen Wirbelsäule zum Einsatz.
Die Massage beginnt im Schulter-Nackenbereich oder am Kopf und schließt mit den Füßen oder dem Gesicht ab. Im Uhrzeigersinn und in wiederkehrender Reihenfolge widmet sich der Masseur den einzelnen Körperpartien.
Dabei nimmt er immer wieder frisch aufgeheizte Steine aus dem Wasserbad und wartet, bis sie die optimale Temperatur haben, um sie auf den Körper zu legen. Besonders verhärteten Stellen widmet er sich ausgiebig unter Einsatz der Steine. Dabei können auch leichte Vibrationen auf bereits auf dem Körper liegenden Steinen durch andere Steine erzeugt werden.
Die einzelnen Steine werden nach ihrer Verwendung in der Massage am Rücken platziert und durchwärmen den massierten Bereich. So ergibt sich das Bild, das viele kennen: Steine, die sich auf dem Rücken entlang schlängeln.
Während der gesamten Massage wird reichlich Öl aufgetragen, damit die Steine gut auf der Haut gleiten können und es nicht zu Reibungen oder Verletzungen kommt.
In einer anderen Variante wandern die Steine nicht nach und nach auf den Körper sondern werden schon zu Beginn der Massage aufgelegt. Mit einem Pinsel werden zunächst die Energielinien (Meridiane) mit warmem Kräuteröl entlang der Wirbelsäule bis zu den Füßen nachgezogen. Dann werden die erwärmten Steine entlang der Energielinien aufgelegt. Schließlich wird Stein für Stein unter kreisender und streichender Bewegung abgenommen.
Die Ruhephase nach der Masse ist ein zentraler Aspekt und sollte nicht übersprungen werden, denn die Massage macht müde. 60 Minuten sind ideal. Der Körper ist in Tiefenentspannung, jetzt finden wichtige Prozesse im Körper statt und die Selbstheilung läuft auf Hochtouren. Wird ausreichend geruht, fühlt man sich anschließend topfit und wie neu geboren. Um die gelösten Schlacken auszuscheiden, trinkt man nach der Massage ausgiebig Wasser.
Massage mit Tiefenwirkung
Die Hot Stone Massage gehört wie Gua Sha und Akupressur in die Kategorie der Reizmassagen. Ihr Effekt ist nachhaltig und spricht alle Vitalsysteme des menschlichen Körpers an.
Sie wirkt auf drei Ebenen:
Zunächst wäre da der reine physische Reiz, der durch die Steine noch verstärkt wird und auch hartnäckige Muskelverhärtungen und Verspannungen auflöst. Davon können alle profitieren, die unter Stress und haltungsbedingten Schmerzen im Schulter-Nacken-Bereich leiden.
Die zweite Wirkebene wird durch den Wechsel von warmen und kalten Reizen ausgelöst. Die Blutzirkulation wird angeregt, der Stoffwechsel und die Verdauung kommen in Schwung, Schlacken lösen sich, der Lymphfluss wird aktiviert und das Bindegewebe gestärkt. Dieser Effekt wird auch durch Wechselbäder erzeugt. Ein toller Nebeneffekt: Die Zellen werden mit vermehrt Sauerstoff versorgt, was dem Alterungsprozess entgegen wirkt.
Zuletzt öffnet die Wärme die Hautporen. Diese sind nun besonders empfänglich für die Wirkstoffe von ätherischen Ölen — egal ob sie mit Johanniskrautöl die Nerven beruhigen, die Haut straffen oder Kopfschmerzen mit Weihrauchöl entgegen wirken wollen.
Ausführliche Informationen rund um aromatherapeutische Wirkung von Ölen finden sie hier.
Für wen ist die Hot Stone Massage geeignet?
Diese Massageform eignet sich ganzjährig und hat nachweislich positive Effekte bei
- Sportlern zur Muskellockerung nach intensivem Training
- Rücken- und Schulterschmerzen
- Herz-Kreislauf-Problemen
- Kopfschmerzen
- Stresssymptomen, wie Nervosität und Schlafstörungen
- eingeschränkter Mobilität des Bewegungsapparates
- Menstruationsproblemen
In den Erkältungszeiten (Frühjahr und Herbst) ist die Hot Stone Massage gut geeignet, um das Immunsystem anzukurbeln und Erkältungen vorzubeugen.
Vorsicht bei folgenden Patienten
In der Schwangerschaft und bei Osteoporose ist dringend von einer Hot Stone Massage abzuraten.
Für Schwangere ist die dauerhafte Bauchlage ungeeignet. Die Erwärmung bestimmter Körperregionen kann das Ungeborene zu stark belasten. Steine, die eine zu starke Stimulation bewirken, können Wehen auslösen.
Daher ist der Massagetherapeut vor der Massage unbedingt über eine bestehende Schwangerschaft zu informieren.
Zu starke Vibrationen können sich auch für auf Osteoporosepatienten negativ auswirken und die geschwächten Knochen zu stark belasten. Hier ist vor einer Massage unbedingt Absprache mit einem Arzt zu halten.
Vorsicht ist auch bei Diabetes, Bluthochdruck, Gefäßerkrankungen und Krampfadern geboten. Auch hier bedarf es ärztlicher Beratung.
Von Hawaii bis nach China — Ursprung und Wurzeln der Hot Stone Massage
Haben Steine eine Seele? Das kommt ganz darauf an, wen man fragt. In Hawaii ist das selbstverständlich und so wundert es nicht, dass heilende Lavasteine ein zentrales Element im dort beheimateten Huna-Schmanismus waren.
Hier wurden Steine schon vor 2000 Jahren zur Massage verwendet. Diese Technik steht gemeinsam mit der Lomi Lomi Massage in einer Tradition von ganzheitlichen Reinigungsritualen im Hunakult.
Ähnliche Verwendung wurde auch bei den nord- und südamerikanischen Ureinwohnern nachgewiesen, die ihre psychedelischen Trips in Schwitzhütten mit den heißen Steinen noch intensiviert haben.
Auch in anderen Teilen unserer Erde wurde ihre Heilwirkung, ob in Form von Kristallen, Edelsteinen oder reinen Ritualsteinen genutzt, um Kranken zu helfen. Jede Steinart hat eigene Qualitäten.
Jade reinigt, Rosenquarz verbindet uns mit unserer Herzenergie und Lavagestein ist reine Feuerenergie. Es gilt als das älteste Gestein der Welt und wird dem Wurzelchakra zugeordnet. Echter Marmor ist aus der Metamorphose von Kalkstein entstanden. Weißer Marmor wird dem Kronenchakra zugesprochen und bereitet den Weg für einen Lebenswandel. In der Verwendung dieser beiden Steinarten kommt die Energie im gesamten Körper zum Fließen — vom Scheitel bis zur Sohle.
Nach Gesichtspunkten der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) verkörpern sie die Prinzipien von Yin (Marmor, kühl, weiblich) und Yang (Basalt, heiß, männlich). Das Gleichgewicht dieser beiden Energien in unserem Körper erhält unsere Gesundheit.
Fazit — Gehen Sie spazieren und versuchen es selbst zu Hause
Nehmen Sie beim nächsten Spaziergang an einem Fluss doch einen flachen runden Stein mit nach Hause, der bequem in Ihre Handfläche passt.
Erhitzen Sie den Stein im Wasserbad, entnehmen Sie ihn vorsichtig und lassen Sie ihn abkühlen, bis Sie die Wärme als angenehm empfinden. Legen Sie ihn sich auf den Bauchnabel. Atmen Sie zu diesem Punkt und spüren Sie in sich hinein.
Wenn Sie dieses Gefühl mögen, dann empfehlen wir Ihnen unbedingt eine Hot Stone Massage auszuprobieren. Wenn Sie mehrer Steine gesammelt haben, können Sie unserem kostenlosen Praxisguide folgen und andere Menschen zu Hause verwöhnen.
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